Workshop 19: Informationskompetenz stärken – wissenschaftlich erforscht und praktisch umgesetzt

Workshop 19: Informationskompetenz stärken – wissenschaftlich erforscht und praktisch umgesetzt

21. November 2020
16:30 - 17:30

Beschreibung:

Dieser Workshop thematisierte Meinungsbildungsprozesse sowie Informationsaneignung und -bewertung im Kontext verschiedener Begegnungsmöglichkeiten mit Informationen im Netz. Diskutiert wurden zielgruppengerechte lebensweltorientierte Konzepte und Ansätze zur Förderung von Informationskompetenz. Der Schwerpunkt des Workshops lag auf dem fachlichen Austausch und der konkreten Konzeptentwicklung für die Arbeit mit verschiedenen Zielgruppen und die Teilnehmenden wurden dazu – je nach Teilnehmerzahl – in drei Arbeitsgruppen aufgeteilt. Diese dienten jeweils einem fokussierten Austausch über themenspezifische praktische und lebensweltnahe Konzepte zu…

a) … dem Umgang von Heranwachsenden mit Krisenberichterstattung am Beispiel Flucht.

Kinder und Jugendliche erleben sowohl off- wie online, in Berichterstattung, aber auch in Form von User-Generated-Content in Social Media-Angeboten krisenhafte gesellschaftliche Entwicklungen. Am Beispiel der im JFF-Projekt „MeKriF – Flucht als Krise“ entstandenen Materialien (Video-Impulse und Begleitmaterial) wurde erarbeitet und diskutiert, welche Herausforderungen Kinder und Jugendliche bei der medialen Behandlung von gesellschaftlichen Krisenphänomenen erleben und wie diese medienpädagogisch mit verschiedenen Zielgruppen bearbeitet werden können. Dabei wurde auch besprochen, inwiefern es dazu eine Auseinandersetzung mit eigenen Vorannahmen, Wertvorstellungen und medienethischen Herausforderungen braucht.

 b) … einem lebensweltnahen Umgang mit dem Thema Fake News in Workshops mit Jugendlichen.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes an der Filmuniversität Babelsberg im Frühjahr 2020 wurden Expert*innen befragt, die mit Jugendlichen zum Thema Fake News arbeiten. Es ging darum, wie Jugendliche in Kontakt mit Fake News kommen, welche Rolle die Lebenswelt von Jugendlichen in den jeweiligen Angeboten spielt und welche Strategien und Methoden es gibt, das komplexe Thema lebensweltnah für Jugendliche aufzubereiten.

c) … Verschwörungserzählungen und deren Verbreitung im Netz als Herausforderung.

Nichts geschieht durch Zufall. Nichts ist, wie es scheint und alles ist miteinander verbunden. Verschwörungserzählungen sind spannend und ihre häufig mysteriös erscheinenden Erklärungsversuche für aktuelles Weltgeschehen üben einen besonderen Reiz aus. Doch die Grenzen zu diskriminierenden, antisemitischen und rechtsextremen Inhalten sind schnell überschritten und machen sie besonders gefährlich. Sie liefern einfache Erklärungsmuster für komplexe Sachverhalte und bieten damit ein enormes Identifikationspotenzial für Jugendliche.

Bericht der Referent*innen:

Guido Bröckling skizzierte zunächst, was Informationskompetenz seiner Ansicht nach im Kern ausmache: Sowohl eine reflektierte und kritische Wissens- und Informationsaneignung (Aneignungskompetenz) als auch eine kompetente Verarbeitung (Kommunikative Kompetenz), Einordnung von Informationen (Kritik- und Urteilsfähigkeit) sowie die Kompetenz zur (medialen) Kommunikation (Artikulationsfähigkeit). Im Anschluss widmeten sich die drei Referent*innen in zwei Breakouträumen unterschiedlichen Schwerpunkten.

In einer kleineren Diskussionsrunde, die von Julian Erdmann, Guido Bröckling und Maximilian Schober begleitet wurde, wurde zum einen sowohl über die herausragende Bedeutung der Peergroup als auch über den Einfluss medialer Bezugspersonen beim Umgang mit Fake News besprochen. Das Vertrauen, dass medialen Bezugspersonen entgegengebracht wird, spiele dabei keine unwesentliche Rolle und sollte ebenso mit reflektiert werden, wie die Intentionen derjenigen, die Fake News oder Verschwörungstheorien verschicken, auch weil nicht immer schlechte Absichten dahinterstecken. Gleichzeitig dürfe ein universelles Misstrauen in alles und jeden ein gesundes Maß an kritischem und reflexivem Denken nicht ersetzen. Daran anschließend wurde darüber diskutiert, inwiefern lebensweltliche Bezüge in der medienpädagogischen Arbeit zum Thema Fake News unabdingbar seien und warum auch die Bedeutung der Peer-Group bearbeitet werden sollte.

Zum anderen wurde die Relevanz von Emotionen in der Informationsaneignung und -verarbeitung thematisiert und wie Kinder und Jugendliche im Umgang mit emotional herausfordernden Informationen unterstützt werden können. So sollten Informationen nicht unreflektiert weitergeleitet werden, sondern man sollte des Öfteren innehalten, die eigenen Emotionen reflektieren und überlegen, welche Information man wie vermitteln möchte. Hier konnten Anknüpfungspunkte zu den entwickelten Methoden im Projekt „MeKriF“ des JFF identifiziert werden.

Im zweiten Breakout-Raum widmete sich Raphaela Müller der Diskussion zu Herausforderungen im Kontext von Verschwörungserzählungen und deren Verbreitung im Netz. Nach einem kurzen Kennenlernen wurde die gemeinsame Motivation deutlich, zu diesem Thema in Zukunft Projekte, Veranstaltungen und Workshops zu konzipieren. Dabei wurde diskutiert, dass es nicht ausreicht Jugendliche darin zu schulen, durch vorgegebene Prüfwerkzeuge Fake News zu erkennen und diese mit Fakten zu widerlegen. Vielmehr brauche es eine intensive Auseinandersetzung mit den dahinterstehenden Mechanismen, um zu verstehen und darauf einzugehen, warum Menschen diese Inhalte verbreiten und eine Verschwörungserzählung in ihrer Situation für besonders glaubhaft erachten. Darüber hinaus stellten sich viele Fragen, die im Workshop nur angerissen werden konnten: Wie kann man Verschwörungserzählungen mit Jugendlichen thematisieren, ohne deren Aufmerksamkeit explizit auf diese Geschichten zu lenken? Wie kann die Begeisterungsfähigkeit für Mysteriöses und Absurdes genutzt werden, um wichtige Aspekte und Risiken von Verschwörungserzählungen zu besprechen? Mit welchen aktiven Methoden kann man skeptisch-kritisches Hinterfragen bei Jugendlichen fördern?

Nach einem Austausch über die zentralen Merkmale und Mechanismen von Verschwörungserzählungen, wurden Assoziationen zur Lebenswelt von Jugendlichen gesucht. Die Teilnehmenden tauschten sich hierbei über Planspiele und attraktive Formate des Storytellings aus. Zur gemeinsamen Sammlung sowie zum nachhaltigen Austausch über kreative Methoden wurde folgendes Padlet angelegt: https://de.padlet.com/raphaela_mueller/VE

Durchführende:

  • Dr.Guido Bröckling, Raphaela Müller, Julian Erdmann und Maximilian Schober, JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis

GMK-Fachgruppe Außerschulische Medienpädagogik

Eine Kurz-Vita zu allen Beteiligten finden Sie auf der Personen-Seite.

Bookings

Die Veranstaltung ist ausgebucht.