Workshop 09: Beyond Gender!? Paradoxien geschlechterreflektierter Medienpädagogik begegnen
20. November 2020
16:30 - 17:30
Beschreibung:
Geschlecht und Sexualität sind Kategorien, die unsere Lebensrealitäten auf zentrale Weise prägen, indem sie bestimmte geschlechtliche und sexuelle Lebensweisen als Norm setzen und andere abwerten und erschweren. Gleichzeitig sind sie eng mit Medienhandeln sowie mit medialen Inhalten und digitalen Technologien verknüpft. Die medienpädagogische Forschung und Praxis setzt sich zum Ziel, diesem Umstand Rechnung zu tragen und ihm pädagogisch zu begegnen. Dabei ist in der geschlechterreflektierenden Medienpädagogik theoretisch anerkannt, dass Geschlecht und Sexualität als soziale Konstrukte zu verstehen sind, die keine fixe Entitäten darstellen, sondern fortlaufend hergestellt, aber auch überschritten und umgedeutet werden. In der Umsetzung von Forschungs- oder Praxisprojekten stellt sich jedoch vielfach die Frage, wie adäquat auf geschlechterdifferente Ungleichheiten reagiert werden kann, ohne gleichzeitig heteronormative Geschlechterdualismen zu reproduzieren.
Bericht der Referent*in:
Im Workshop Beyond Gender!? Paradoxien geschlechterreflektierter Medienpädagogik begegnen haben wir uns zunächst kurz darüber ausgetauscht, wie der Stand rund um Gender und Medienpädagogik einzuschätzen ist. Dabei waren sich die Teilnehmer*innen weitestgehend einig, dass die geschlechterreflektierte Medienpädagogik vorangetrieben werden muss, da (digitale) Medienöffentlichkeiten weiterhin ein Ort sind, an dem Geschlechternormen maßgeblich formuliert werden – auch von den Nutzer*innen selbst. Die Vermittlung von Medienkompetenzen kann ein Weg sein die Reflexion von Geschlechternormierungen anzuregen und umgekehrt, so dass sich beide pädagogischen Anliegen gegenseitig ergänzen können. Gleichzeitig mangelt es in Bezug auf digitale Medien bisher aber an Systematisierungen, einem ‚theoretischen Unterbau‘ und konkreten Handlungskonzepten.
Im zweiten Teil des Workshops wurde zunächst nachgezeichnet, wie Geschlecht in der Medienpädagogik thematisiert wurde/wird und die geschlechtsspezifische der geschlechterreflektierten Medienpädagogik gegenübergestellt. Anschließend wurde folgendes Dilemma geschlechterreflektierter Medienpädagogik (an)diskutiert: Um die Wirkmächtigkeit der Kategorie Geschlecht abzubauen, muss sie (auch) zum Thema gemacht werden. Hierzu wurden verschiedenen Strategien aus der geschlechterreflektierten Pädagogik vorgestellt (Dramatisierung, Entdramatisierung/Nicht-Dramatisierung von Geschlecht) und in Kleingruppen in Bezug auf die eigene medienpädagogische Arbeit diskutiert. Für eine systematisch Zusammenführung der Kleingruppendiskussion blieb wenig Zeit. Deutlich geworden ist aber, dass es diese Frage in der geschlechterreflektierten Medienpädagogik weiterzuverfolgen gilt – in Bezug auf theoretische Perspektiven sowie die Arbeit in der medienpädagogischen Praxis.
Hier noch ein Einblick in die Notizen und Äußerungen der Teilnehmer*innen aus der Kleingruppenarbeit und der Gruppendiskussion:
- Geschlecht bleibt als Binarität im Alltag von Jugendlichen relevant und die dazugehörigen Normierungen/Einschränkungen und ihre Folgen müssen pädagogisch bearbeitet werden, aber es gibt auch mehr geschlechtliche Vielfalt
- In der Medienwelt scheint es derzeit einen Role-Back hin zu traditionellen Geschlechternormen zu geben (siehe Malisa-Studie oder Gendermarketing)
- These: Mädchen/Jungen mit ‚wenig Ressourcen‘ halten sich teilweise an (stereotypen) Geschlechterrollen fest und versuchen ‚wenigstens‘ ein ‚gutes‘ Mädchen/’guter‘ Junge zu sein
- Mediennutzungsverhalten wird zu oft auf Jungen und Mädchen runtergebrochen
- Sollen wir nicht lieber eher thematisch arbeiten und Geschlecht im Sinne einer Ent-Dramatisierung in den ‚Hintergrund‘ treten lassen?
- Es gilt stärker eine intersektionale Perspektive in die eigene wissenschaftliche und pädagogische Arbeit rund um Geschlecht und Medienpädagogik zu integrieren
- Geschlechterthemen können Türöffner für andere pädagogisch relevante Themen sein
- Es geht weiterhin darum geschlechtsbezogene Medieninhaltspräferenzen und Mediennutzungsweisen zu thematisieren, als Ausdruck von Geschlechternormen sichtbar zu machen und Alternativen aufzuzeigen. Dabei stellen sich die Fragen: Wie gehe ich pädagogisch konkret damit um und wie finde ich gute/passende mediale Angebote?
- Die Klammer für den Blick aus medienpädagogischer und geschlechtersensibler Perspektive könnte das ‚Grenzachtende Verhalten‘ sein
- als Orientierung für die Verknüpfung verschiedener Bindestrich-Pädagogiken könnte das Verständnis vom erzieherischen Kinder- und Jugendschutz mit Blick auf die Persönlichkeitsentwicklung dienen
Durchführende:
- Raik Roth, Technische Hoschschule Köln
GMK-Fachgruppe Medien und Geschlechterverhältnisse
Eine Kurz-Vita zu allen Beteiligten finden Sie auf der Personen-Seite.
Bookings
Die Veranstaltung ist ausgebucht.